Die US-Drama Serie „The West Wing“ setzt sich mit dem Regierungsalltag im Weißen Haus auseinander. In diesem „Zentrum der Macht“ (so der Titel in der deutschen Übersetzung) bleiben gelegentliche Auseinandersetzungen mit Karten natürlich nicht aus.
Hier zwei Ausschnitte der Serie, die uns verdeutlichen, warum jede Karte immer politisch und streitbar ist und daher niemals als ein „Abbild der Erdoberfläche“ verstanden werden sollte (eine Definition, die man nicht nur auf Wikipedia, sondern auch in geographischen Fachlexika bis heute noch finden kann).
Holy Land Map
Eine satirische Auseinandersetzung mit der politischen Brisanz von Karten in Israel/Palästina: es gibt keine neutralen, unschuldigen oder objektiven Karten in einem Umfeld, wo zwei sich ausschließende Nationalismen jeweils ständig darum bemüht sind, ihre ewige Verbundenheit zum Heimatland nachzuweisen. Jede Karte wird daher immer bei mindestens einer Seite auf Ablehnung stoßen. Das muss hier auch der US-Präsident lernen. Gewissermaßen ist dieses Video eine schöne Einführung zu meinem Dissertationsthema (Web 2.0-Kartographie im Nahostkonflikt), weswegen ich es auch zu Beginn meines Vortrags in Toronto im Juli abgespielt habe.
Why are we changing maps?
Hier können wir sehen, dass auch die gewohntesten kartographischen Konventionen, wie die Projektion der Karte oder der Umstand das Norden oben und Europa in der Mitte ist, ideologische Implikationen haben und nicht bloß auf technische Ursachen reduziert werden können. Flächentreue Darstellungen wie die umstrittene Peters-Projektion können ein sehr ungewohnte Bilder der Erde vermitteln, besonders wenn sie auch noch gesüdet sind, also Norden unten ist.
Dieses Hinterfragen von Karten aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive hat sich die „Kritische Kartographie“ zur Aufgabe gemacht, die in den 1980er Jahren in der US-Amerikanischen Geographie entstanden ist, und seit einigen Jahren vermehrt auch von der deutschen Geographie Anklang findet. Einführend dazu:
Glasze, G. (2009): Kritische Kartographie. In: Geographische Zeitschrift 97 (4), S. 181–191